Phytotherapie
Phytotherapie
Die Kräuterkunde ist eine uralte Heilweise, die schon in der Antike einen ihrer Höhepunkte verzeichnete und damals die vornehmlich animistische Schulmedizin beherrschte. In den verschiedenen Kulturkreisen wurde das Geheimnis der Heilpflanzen auf unterschiedliche Weise interpretiert. Der Experimente gab es unzählige und die Heilkräfte der Pflanzen wurden dabei jeweils verschieden genutzt, bis der gesamte Charakter eines Exemplars einigermaßen definiert werden konnte. Waren es zunächst die ayurwedischen Ärzte Indiens, die ganz vorsichtig versuchten, die Seele aus Kräutern für sich zu gewinnen, galten die Pflanzenkörper bei den alten Ägyptern teilweise als Inkarnationen hoher Geistwesen. Die Schule des Paracelsus brachte insofern eine Innovation, als man sich daran machte, das Geheimnis aus jeder Pflanze zu erlösen. Der Vater der Schulmedizin, Hippokrates, wies bereits darauf hin, das das kranke Wesen eines Menschen zu behandeln sei und nicht die Krankheit als solche. Seine Kräuterrezepte waren weit über das Altertum hinaus gültig.
Der römische Arzt Galenius (Kleinasien) war der erste Käuterarzt, der die pflanzlichen Substrate in der Weise zubereitete, daß Nebenwirkungen und unangenehmer Geschmack auf ein Minimum reduziert werden konnten. Er war der Meinung das man solch bitteres und herbes Pflanzenwerk dem einachen Menschen nicht so ohne weiteres zumuten könne und verordnete darum seinen Patienten Elixier und Sirup. Als die sogenannten Galenischen Präparate gingen seine Entdeckungen von der Zubereitung von Pflanzenstrukturen auf dem Umgehungswege in die Geschichte ein. Auch heute arbeitet die Kräuterheilkunde noch mit jenen Darreichungsformen:
- Elixier
- Extrakt
- Dekokt (Abkochung)
- Infus (Aufguß)
- Sirup
- Liniment
- Pasta
- Salbe
Die pflanzlichen Drogen, also jene Pflanzenteile, die in frischem oder getrockneten Zustand entsprechend aufbereitet werden, kommen in den verschiedenen Darreichungsformen aus der Apotheke. Hierfür werden im allgemeinen jene Pflanzenteile verwendet, in denen die sogenannten Wirkstoffe am meisten angereichert sind.
Im Laufe ihres Lebens entwickeln die Pflanzen verschiedene Stoffwechselprodukte, die wir grob in Wirkstoffe und Ballaststoffe einteilen. Diese sind das vorläufige Evolutionsprodukt einer sich immer in Entwicklung befindlichen Pflanzengattung. Je höher sich diese Gruppe von Pflanzen entwickelt hat, desto heilsamer werden ihre Odkräfte; sie haben sich von der Gift- zur Heilpflanze entwickelt.
Wirkstoffe und Ballaststoffe gemeinsam entfalten ihre optimale Heilkraft. Die vielen Versuche der Pharmaindustrie, lediglich mit den extrahierten Wirkstoffen zu arbeiten, führten zu verfälschten Ergebnissen und zur vollständigen Ausnutzung im Organismus des Patienten. Die zuvor als unnötig klassifizierten Ballaststoffe erhöhen die arzneiliche Wirksamkeit oft um mehr als das Hundertfache.
Die Summe der Wirkstoffe einer Pflanze enthält alle chemisch analysierbaren Inhalsstoffe, die den Arzneicharakter einer Pflanze ausmachen. Anders ausgedrückt: Die chemische Zusammensetzung einer Heilpflanze entspricht ihrem Charakterbild auf materieller Ebene. Die erwähnten Ballaststoffe geben der Pflanze die nötige Struktur und schützen so das Arcanum vor zu vorschnellem Entdecktwerden durch Unbefugte. Nüchtern ausgedrückt: Der Schutzmantel der Ballaststoffe garantiert letztlich die optimale Resorption der Wirkstoffe an der richtigen Stelle.