Heilpflanze Angelika
Die Angelika (Angelica Archangelica) gehört zur Familie der Doldenblütler und wächst in ganz Mittel- und Nordeuropa.
Geschichte: Die Angelika liebt das raue, wilde und feuchte Klima Islands, Skandinaviens und Grönlands. Aus diesen Gegenden stammen auch die ältesten Überlieferungen der Pflanze. Es wurden zeitweise sogar eigens für diese Pflanze Gärten angelegt in denen sie gehegt und gepflegt wurde. Sie war schon vor tausenden von Jahren als Heilpflanze bekannt. Und auch als Gemüsepflanze wurde sie genutzt. Man konnte sie auf dem Markt kaufen und sogar in den Süden wurde sie exportiert. Das wilkürliche ausgraben der Angelika wurde durch Gesetze verboten. In Island z. B. durfte sie nicht auf einem fremden Grundstück ausgegraben werden. Auch in Lappland wurde die Pflanze verehrt und sogar für Liebeszauber verwendet. Die Wikinger brachten sie Überlieferungen zufolge im 10. Jahrhundert nach Mitteleuropa. Mönche waren die ersten die sie in Klostergärten anbauten, aber es dauerte nicht lange da wuchs sie in jedem Bauerngarten. Zum ersten Mal in mitteleuropäischen Arzneibüchern fand die Angelika im 14.Jahrhundert Erwähnung. Sie galt als eine der wichtigsten Heilkräuter gegen ansteckende Krankheiten und viele Heilmittel und Lebenselixiere wurden aus ihr, vor allem aus der Wurzel hergestellt.Sie galt als eine wichtige Heilpflanze gegen die Pest. Selbst Paracelsus war dieser Ansicht. Ärzte hingen sich Angelikawurzel um den Hals und kauten sie um sich vor Ansteckung zu schützen.
Volkstuemliche und andere Namen: Engelwurz, Erzengelwurz und Brustwurz.
Standort: Die wilde Angelika wächst auf feuchten Wiesen und im Wald.
Pflanzenbeschreibung: Die Angelika ist eine sommergrüne, zwei- bis vierjährige Pflanze. Sie blüht nur einmal und erreicht eine Höhe von 1 – 3 Merter. Bei Wildpflanzen ist das dicke Rhizom der Angelika rübenförmig ausgebildet, bei Kulturpflanzen meist kurz und mit vielen Adventivwurzeln besetzt. An der Basis sind die Stengel stielrund und stehen aufrecht. Sie sind innen markig-hohl, schwach gerillt und oben verzweigt. Sie riechen und schmecken würzig. Die oberen Stängelblätter haben eine wenig stark zerteilte Spreite und sitzen auf den Blattscheiden. Die Laubblätter sind lang gestielt. Die meisten Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, ihre Spreite ist hellgrün und oft 60 bis 90 Zentimeter lang. Die einzelnen Fiederabschnitte sind eiförmig, 5 bis 8 Zentimeter lang und am Rand unregelmäßig und grob gezähnt. Die Blattstiele sind hohl und rund und die Endfieder an der Blattspitze ist dreispaltig. Die Blattscheiden sind fast ganz krautig. Die doppeldoldigen Blütenstände enthalten viele Blüten. Sie sind endständig und halbkugelig. Nur in den obersten Bereichen sind die Doldenstiele behaart. Es gibt 20 bis 40 Doldenstrahlen, sie sind mindestens an den Innenseiten rau-flaumig. Es ist meist keine Doldenhülle vorhanden. Die Hüllchenblätter sind von lineal-pfiemlicher Form, zahlreich und kürzer als das Döldchen. Die Blätter sind zwittrig und besitzen ein doppeltes Perianth. Die Kronblätter sind gelblich bis grünlichweiß und nicht genagelt. Sie sind 0,75 – 1,25 Millimeter breit und 1 – 1,5 Millimeter lang. Sie haben eine elliptische Form und oben in eine eingebogene Spitze verschmälert. Die Griffel sind zur Blütezeit kurz. Die Kelchzähne sind undeutlich ausgebildet. Die Blüten werden von Insekten bestäubt und duften nach Honig. Die Pflanz blüht von Juni bis August. Nach der Blüte bilden sich 5 – 8 Millimeter lange und 3,5 – 5 Millimeter breite Früchte, die blassgelb und breit-elliptisch sind. Die rückenständigen Hauptrippen sind fädlich bis leicht gekielt und leicht vorspringend. Die Randrippen sind flügelig ausgebildet und relativ dick. Es gibt zahlreiche, kleine Ölstriemen die von Nährgewebe ringförmig umgeben sind. Zur Fruchtreife sind die Griffel zurückgebogen, bis 2mm lang und doppelt so lang wie das Griffelpolster.
Hauptanwendungsgebiete:
- Magenbeschwerden
- Darmbeschwerden
- Blaehungen
- Erkaeltung
Heilanzeigen:
- reinigend
- schleimloesend
Inhaltsstoffe:
Ätherische Öle, Angelicin, Bergapten, Bitterstoffe, Furanocumarine, Imperatorin, Pentadecanolid, Umbelliferon, Xanthotoxin
Verwendete Pflanzenteile:
- Wurzeln
- Samen
- Blaetter
- Staengel
Sammeltipps:
- sobald im Frühjahr die ersten Blaettchen spriessen werden die Wurzeln augegraben
- Wurzeln vorsichtig ausgraben sie sind sehr empfindlich
- zum Waschen keine harte Bürste verwenden
- angequetschte Wuzeln faulen schon nach ein paar Stunden
- Wurzeln in Scheiben schneiden und am besten bei künstlicher Hitze komplett trocknen
Anwendungen:
Tee: Ein Tee aus der Wurzel, Samen oder Blättern gekocht hilft Magen und Darm
Pulver: Man kann Wuzeln, Samen und Blätter auch pulverisieren. Bei Beschwerden täglich zwei- dreimal eine Messerspitze einnehmen
Kandieren: Man kann Wurzeln und Stängel kandieren – weich kochen und dann in kochenden Zucker einlegen und mehrere Male aufkochen.
Wein: 30 gr Wurzeln mit 500 gr guten alten Wein übergiessen und 24 Std stehen lassen. Cardamom dazugeben, etwas später abgiessen und täglich zweimal ein Likörgläschen voll trinken.